Die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist ein sehr selten gewordener Wildfruchtbaum. Sie ist in ganz Mittel- und Südeuropa heimisch. Sie wird den Sorbus-Arten zugeordnet, welche zur berühmten Familie der Rosengewächse gehören. Unter günstigen Bedingungen können die Elsbeeren im Wald über 30m Höhe und Stammdurchmesser bis 1m erreichen. Somit ist die Elsbeere das größte Rosengewächs überhaupt. Sie kann über 300 Jahre alt werden. Im Freistand bekommt die Elsbeere eine weit ausladende Krone, ähnlich wie Apfel- oder Birnbäume. Die Blätter erinnern an jene des Weißdorns oder der Johannisbeere. Im Herbst bekommen sie eine wunderschöne intensive Rotfärbung. Die Rinde sieht aus wie die eines Apfel- oder Birnbaumes. Die weißen Doldenblüten gleichen denen der verwandten Baumarten Vogelbeere, Speierling und Mehlbeere. Sie sind erstklassige Bienenweiden.
Die Früchte der Elsbeere reifen im September. Sie sind gelb bis rotbraun und ähneln dem Fruchtstand des Weißdorns, sind jedoch größer und enthalten 2 bis 3 apfelkernähnliche Samen. Sie werden von Vögeln, Eichhörnchen und Mäusen gerne verzehrt. Schon im frühen Mittelalter wurde die Elsbeere sehr geschätzt und geliebt. Die Früchte wurden gegessen, wenn sie ganz reif und weich geworden waren. Auch Mus und Kompott bereitete man zu. Sie haben zusammen mit der Kornellkirsche den höchsten Vitamin-C Gehalt aller heimischen Früchte. Sie schmecken säuerlich-süß. Heilend helfen sie bei Magen-Darmkrankheiten. Heutzutage brennt man daraus den sehr teuren und feinen Elsbeerschnaps.
Das Holz der Elsbeere ist besonders wertvoll. Es ist dicht und hart und wunderschön flammig gemasert, lässt sich sehr fein verarbeiten und ist extrem beanspruchbar. Es ist ein wunderbares Klang- und Instrumentenholz. Die Elsbeere ist in hellen lichten Mischwäldern zu finden. Doch leider ist sie sehr selten geworden durch Übernutzung, Raubbau und Wildverbiss der jungen Bäume. Der Baum bekommt meist viel zu wenig Pflege wegen mangelnder Wertschätzung. Auch Kenntnisse über die richtige Aufzucht fehlen. Da die alten Bäume im Wald fehlen, ist eine eigenständige Naturverjüngung nicht möglich. Daher ist der Baum über jede Pflege durch den Menschen sehr dankbar. Die Förderung seltener Baumarten sollte eigentlich die Hauptaufgabe des gut ausgebildeten Försters sein!!
Das aus Elsbeeren gewonnene Destillat ist ebenso selten wie die Frucht selbst. Das feinherbe süß-säuerliche nach Mandel und weihnachtlichen Gewürzen duftende Destillat ist mit 44% Vol. sehr elegant und wird von Kennern und Liebhabern von Vogelbeere- bzw. Ebereschenbränden hochgeschätzt! Auch unsere Konfitüre spiegelt diese Aromenvielfalt wider. In ihrer Konsistenz ist sie mit vielen kleinen Steinzellen (ähnlich wie Griesbrei) sehr streichfähig und fördert die Verdauung und Regulierung der Magen-Darmträgheit.
Seit dem 3. Jahrhundert nach Christi Geburt liegen erste Nachweise in einem lat. geschriebenen Kochbuch von Apicius Coelius vor. In Österreich ist es Tradition, dass man aus den dort gewonnenen „Adlitzbeeren“ einen Sorbus-Schnaps brennt. Inspiriert von dem tollen, sehr nach Mandeln duftenden braunen, kleinen, mit vielen Steinzellen versehenen Früchten, wagte ich mich 1995 erstmals einen Edelbrand zu destillieren und erhielt auf der int. Destillata im Jahr 1996 eine Bronzemedaille.
Da die Elsbeeren (Familie Speierling, Eberesche) bei uns sehr rar sind, ist das Destillat nicht immer erhältlich. Die geringe Ausbeute, d. h. aus 100 kg dieser Früchte erhält man ca. 4-6 Flaschen trinkfertiges Destillat, veranschaulicht die Mühe. Letztendlich wird man aber mit einem Edelbrand der Spitzenklasse unter den Beerenbränden belohnt.